Vor kurzem war ich bei einem sehr guten Freund zu Besuch. Nicht aus musikalischen Gründen, sondern weil ich ihn einfach gern hab. Wir kennen uns seit gefühlten Ewigkeiten in denen wir uns, während unserer Jugend, an den Fähigkeiten der anderen Basketballer im Park gemessen haben. Ich treffe ihn heute aber nicht in dem Park von damals, sondern in seinem kleinen, feinen Geschäft.
“Superfood DELI“ heißt der Laden und er bietet mehr als das, was man sich von einem Delikatessengeschäft erwarten würde. Es gibt nämlich nicht nur sorgfältig ausgewählte, vollbiologische Waren und kreative Essensbezeichnungen wie: „Pinky n the brain“, „Maui Bowl“ oder „Hangover Fighter“, sondern auch noch ein richtig sympathisches Service. Mann! Und die Zubereitungen sind der Hammer, denk ich mir, als ich genüsslich an meinem Cafe Latte mit Mandelmilch schlürfe, nachdem ich eine von diesen bunten Bowls verdrückt habe. Solltet ihr unbedingt mal ausprobieren!
Sitzend zwischen gemütlichen Stühlen, einem Haufen Bananen und Reggae-Musik denke ich mir: „Was macht ein „DELI“ eigentlich zum „DELI“ und was bewegt so viele Menschen dazu (der Laden ist nämlich knackevoll), ein Scheibchen von diesem „DELI“ haben zu wollen?
Ich machs kurz: DELI ist die Abkürzung vom Wort „Delikatesse“, was eine Ableitung des französischen Wortes: délicatesse ist. Das wiederum bedeutet übersetzt: Zartgefühl, Feinheit. Wir beziehen dieses Wort auf Dinge, die in irgendeiner Weise besonders sind, weil sie zum Beispiel qualitativ hochwertig, oder auch sehr selten sind. Und das bringt mich genau zum entscheidenden Punkt:
Im Musikbusiness ist Qualität die neue Quantität!
Egal was tausende von Bands, Artists, Labels, Producer oder Songwriter denken:
- Im Internet geht es nicht um viel Content, sondern um guten Content
- Auf der Bühne geht es nicht um viel Show, sondern um eine gute Show
- Im Studio geht es nicht um viele Produktionen, sondern um gute Produktionen
- …und beim Songwriten geht es nicht um viele Songs, sondern um gute Songs
“The Boss“, Bruce Springsteen hat es wirklich wunderschön beschrieben (frei übersetzt):
„Ein Song hat das Potential aus eins und eins drei zu machen. Das passiert aber nur, wenn du in deinem kreativen Prozess findest, wonach du als Songwriter suchst. Wenn du nicht nach etwas Besonderem suchst, wirst du auch nichts Besonderes finden. Dann wird allerdings eins und eins, in deinen Songs, immer nur zwei ergeben.“
Ich habe schon richtig viele Strategien darüber gelesen, wie man ein besserer Songwriter wird. Die wirklich dümmste Strategie ist leider sehr weit verbreitet: Zu versuchen jeden Tag einen Song zu schreiben! Nicht, dass viel schreiben generell schlecht wäre, aber wenn es auf Kosten davongeht, dass diese Songs nicht mehr reflektiert, überarbeitet und verbessert werden, dann hat man gleich mehrfach Mist gebaut. Denn dann hat man nicht Durchschnittsmaterial, das keinen Artist interessiert, sondern auch noch viel davon.
Solange ich mit einem Song nicht zufrieden bin, arbeite ich daran. Wenn ich mal nicht weiterweiß, oder das Gefühl habe, dass die Qualität während des Schreibens nachlässt, dann leg ich den Song auch mal zur Seite. Es gab tatsächlich einen Song, die ich erst nach 3 Jahren fertig gestellt habe, aber das ist natürlich eine Ausnahme. Heute liebe ich diesen Song allerdings.
Für mich muss ein guter Song eben weit mehr sein, als existent. Am besten, er wäre besonders. Etwas richtig Feines. Sozusagen: Delikat. Ein Song-DELI eben.
Genauso wie der Song, mit dem meine Musikleidenschaft entfacht ist.
Keep on Songwriting,
Emi