Ich habe vor kurzem eine Dokumentation im Fernsehen gesehen, die ich richtig klasse fand. Es ging dabei um die österreichische Skilegende der sechziger Jahre: Karl Schranz.
Abgesehen davon, dass ich mit Skifahren relativ wenig am Hut habe (ja auch das gibt es in Österreich), gab es in dieser durgehend guten Dokumentation vor allem eine Szene, die mich sehr nachdenklich gemacht hat. Nachdenklich, in Bezug auf Songwriting!
Im Vorfeld zu dieser Szene wurde erklärt, dass Karl Schranz einen Spitznamen hatte: “Der einsame Wolf vom Arlberg“. Dieser Spitzname allein war schon mehr als merkwürdig für mich. Ich habe mich gefragt, wie es überhaupt sein kann, dass jemand im Spitzname als “einsam“ bezeichnet wird, wenn diese Person, am Höhepunkt seiner Karriere, absoluten Weltruhm erlebte. Ständig von Menschen umgeben, von Frauen verlangt und von der Presse verfolgt. Einsam? Gibt’s doch nicht! Und dann kam die Szene:
Interviewer: „Warum, Herr Schranz, tragen sie den Spitznamen: Der einsame Wolf vom Arlberg?“
Karl Schranz:
„Weil ich mich jedes Mal während der Skiabfahrt, in genau diesen zwei Minuten und in jedem Wettbewerb den ich fahre, unfassbar alleine fühle. Im Leben hast du viele Begleiter, die dich unterstützen können, aber in den entscheidenden Momenten deines Lebens, kommt es nur auf dich an. Dann musst du alle Entscheidungen für dich alleine treffen. Keiner kann dir das jemals abnehmen.“
BAAAM! Alter, Karl! Dein Spruch hat mich von den Socken gehaut!
Tja und dann habe ich begonnen, in Gedanken, Parallelen zum Songwriting zu ziehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich das eigentlich genau so sehe. Songwriting ist eine Tätigkeit, die insgesamt sehr viel Möglichkeit zur Kooperation bietet. Wer die Sache professionell angeht, arbeitet mit Artists, Labels, Produzenten und natürlich auch Co-Writern zusammen. Quasi laufend, nach dem Motto: „Teamwork makes the dream work!“
Wenn ich heute aber auf meinen “Track-Record“ sehe (auf die Songs die ich geschrieben und veröffentlicht habe), dann waren es nicht die unzähligen Momente der Kooperationen, die mich zu dem gemacht haben, wer ich heute bin. Nein! Es waren die Stunden, die ich alleine verbracht habe um in meinen eigenen vier Wänden, besser zu werden. Besser beim Gitarre spielen, besser beim Singen, besser beim Hören, besser beim Verstehen von Musik und besser in meiner eigenen Performance. Für die Premiere meines Soloprojektes „the vocalartist“ habe ich etwa ein halbes Jahr alleine zu Hause geprobt! Mit nur ein paar Effektgeräten unter den Füßen.
In diesen Stunden gibt es keinen Freund, der dir die Arbeit abnehmen kann! Es gibt auch niemanden, der ein Rezept für dich parat hat. Das glauben zwar viele, aber da eben nur du mit genau deinen Fähigkeiten ausgestattet bist, weiß niemand, wie es ist genau du zu sein. Und da das keiner weiß, hat auch keiner eine Ahnung davon, was du tun müsstest, um das Beste aus dir rauszuholen. Das weißt eben nur du. Ganz allein.
So allein, wie ein “einsamer Wolf“.
Sei der einsame Wolf!
Keep on Songwriting,
Emi