Vor kurzem ist mir auf meinem Heimweg etwas wirklich Interessantes aufgefallen. Gedacht habe ich mir das schon öfters, aber so richtig live miterlebt habe ich es noch nie. Folgendes: Ich cruise auf meinem Moped. Ich weiß, dass ist noch nicht besonders aufregend, aber wartet mal… Ich cruise also auf meinem Moped am Weg nach Hause, nach einer langen Studiosession bei einem Freund von mir – DJ Tim CA$H.
Etwa bei der zweiten Ampel musste ich bei Rot stehenbleiben und habe in gewohnter Manier angefangen irgendwelche Songs zu summen, wie ich das immer so tue.
Sekunden später hat neben mir ein anderer Mopedfahrer angehalten. Ihn im Augenwinkel betrachtend, fiel mir sein Moped auf. Auf den ersten Blick war es meinem sehr ähnlich, aber es gab dennoch Unterschiede. Er hatte zumindest ein echt tolles Gefährt:
Richtig schön! Weißer Lack! 300 Kubikzentimeter! Vespa!
Mein Moped im Vergleich:
Richtig schön! Weißer Lack! 50 Kubikzentimeter! Kymco!
Hier ein Vergleichstest von den beiden 125er Varianten:
Klar, jedem das seine. Als wir beide bei Grün losgefahren sind und er mit dreifacher Beschleunigung auf die nächste rote Ampel zugesteuert ist habe ich mich gefragt, wer wohl gerade wen beneidet: Ich ihn für seine originale Vespa oder er mich dafür, dass ich nur ein Viertel von seinem Neupreis für mein Moped ausgegeben habe. Das Highlight dieser Story ist aber, dass ich mit diesem Vespa-Fahrer etwa 20 Minuten, meines 25-minütigen Heimweges, gleichauf war. Er hat mich an jeder Kreuzung, in Zuge seiner Beschleunigung alt aussehen lassen, aber ich habe ihn bei jeder neuen Ampel eingeholt. Nicht uninteressant. Ich weiß jedenfalls: Ich habe ihn nicht beneidet. Nicht weil ich nicht gerne eine originale 300er Vespa gehabt hätte, sondern weil ich ganz genau weiß, wofür ich ein Moped haben wollte und was ich mit der Preisdifferenz gemacht habe.
- Ich wollte ein Moped um flexibel und mit geringen Kosten von A nach B zu gelangen.
- Ich wusste, dass mir das jede Co-Writingsession und jeden Studiobesuch erleichtern würde.
- Mit der Gelddifferenz zwischen Kymco und Vespa habe ich mir “Songwriting-Zeit“ gekauft.
- Es waren tausende Euro, die ich nicht verdienen musste, um mir eine 50ccm Kymco zu leisten. Da ich um tausende Euro weniger mit Geld verdienen beschäftigt war, hatte ich deutlich mehr Zeit um mich auf was viel Wichtigeres zu konzentrieren. Songwriting.
Das mir dieses Songwriting dann wiederum Geld eingespielt hat, ist eine andere Geschichte. Wichtig ist nämlich, dass es mir beim Songwriting nie ums Geld geht. Nie! Sondern um die Tätigkeit an sich. Wenn ich schreibe, dann bin ich im „Flow“. Nicht immer. Aber immer öfter.
Mihály Csíkszentmihályi bezeichnet „Flow“ als einen Zustand der völligen Vertiefung und des Aufgehens in einer Tätigkeit, der für ein fundamentales Glücksempfinden sorgt. Tja… das klingt für mich eben deutlich verlockender als eine 300er Vespa. Der ungarische Wissenschaftler beschreibt diesen erstrebenswerten Zustand des „Flow“ wirklich sehr gut in seinem Buch:
Eine ausführliche Buchrezession werde ich noch nachliefern, da es wirklich sehr lesenswert ist.
Um diesen Blog zu einem Punkt zu führen: Es braucht nicht immer eine originale Vespa um von A nach B zu gelangen. Es braucht auch nicht immer eine originale Fender-Gitarre um gute Songs zu schreiben. Eric Clapton hat mal gesagt:“98% des Sounds eines Gitarristen, kommt aus seinen Fingern“.
Ich will euch mit diesem Blog dazu motivieren Songs zu schreiben. Ganz gleich, wie euer Equipment aussieht, welchen Computer ihr zuhause stehen habt oder ob eure Bleistifte gespitzt sind oder nicht. Ihr müsst euer Songwriting-Ergebnis weder gut formatiert präsentieren, noch braucht ihr ein super ausgechecktes Demo. Das ist zwar alles nicht hinderlich, aber das Allerwichtigste ist, dass ihr von A nach B kommt, wie ich mit meiner geliebten 50ccm Kymco.
Dass ihr einen Song schreibt, den es vorher noch nicht gab. Irgendwie.
Keep on songwriting,
Emi